Beschäftigungsmöglichkeiten für Blinde in Australien

LeRenard
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Die Unterstützung für Blinde in Australien beschränkt sich nicht nur auf ehrenamtliche Hilfe. Zwar gibt es in Australien keine verbindlichen Quoten für die Einstellung von Menschen mit Behinderungen, einschließlich jener, die blind oder sehbehindert sind. In den letzten Jahren ist die Diskussion über die Möglichkeit und sogar Notwendigkeit der Einführung solcher Quoten jedoch aktiver geworden. Befürworter dieser Idee sind überzeugt, dass auf diese Weise die Beschäftigungsquote von Menschen mit Behinderungen im öffentlichen Sektor erhöht werden könnte, wo eine Quotenregelung primär eingeführt werden soll.

Quoten und Beschäftigung

Während die Diskussionen über Quoten andauern, werden in Australien verschiedene Initiativen und Programme entwickelt und umgesetzt, um den Wunsch blinder und sehbehinderter Menschen zu unterstützen, zu arbeiten und ihnen bei der Arbeitssuche zu helfen.

So befassen sich beispielsweise Vision Australia und die bekannteste Organisation für Blindenhilfe in Südaustralien, See Differently (Rechtsnachfolgerin der Royal Society for the Blind), mit der Vorbereitung ihrer Klienten auf die Arbeitsaufnahme. Die Hauptelemente dieser Vorbereitung sind: Erstellen von Lebensläufen, Vorbereitung auf Vorstellungsgespräche und Schulung von Fähigkeiten zur eigenständigen Orientierung in der städtischen Umgebung unter Zuhilfenahme moderner Technologien. 

Derzeit sind Arbeitgeber leider noch nicht bereitwillig, Menschen mit Behinderungen einzustellen. Sie befürchten nicht immer begründet, dass dies mit hohen Kosten für die Arbeitsplatzausstattung und Schwierigkeiten in der Kommunikation mit anderen Mitarbeitern verbunden sein wird. Unbestritten ist, dass es beispielsweise für einen Mitarbeiter mit sehr starkem Sehverlust schwierig ist, einen Arbeitsplatz auszustatten, doch wird dieser Schwierigkeitsgrad oft übertrieben.

Arbeit und Unterstützung bei der Jobsuche

Arbeitgeber, die keine Scheu haben, Menschen mit eingeschränkten Fähigkeiten bezüglich Hörens, Mobilität und Sehens einzustellen, richten Arbeitsplätze aktiv so ein, dass diese nicht nur zugänglich, sondern auch komfortabel sind.

Dazu gehört in erster Linie die physische Anpassung des Arbeitsplatzes – Beleuchtung, Beseitigung von Bewegungshindernissen, Schaffung eines sicheren Raumes. Die Arbeitgeber vergessen auch nicht die technischen Hilfsmittel – Bildschirmleseprogramme, spezielle Braille-Displays und Sprachassistenten. Sowie alternative Dokumentformate – Dokumente in Brailleschrift, Audiodokumente, Dokumente mit vergrößerter Schrift.

Um bei der Jobsuche und dem Erhalt eines Arbeitsplatzes in Australien zu unterstützen, gibt es mehrere Organisationen. Die bedeutendsten davon sind:

JobAccess – eine nationale Initiative, die Unterstützung bietet und Informationen sowohl für Stellenbewerber mit Behinderungen als auch für ihre potenziellen und aktuellen Arbeitgeber bereitstellt.

Blind Citizen Australia – Informationen zu Beschäftigungsmöglichkeiten für Menschen mit Sehbehinderungen und Ressourcen, die bei der Arbeitsvermittlung helfen können. 

Schließlich die allgegenwärtige Vision Australia, die Beratungsdienstleistungen zur Beschäftigung Blinder und Sehbehinderter sowie Dienstleistungen für Arbeitgeber zur Anpassung von Arbeitsplätzen anbietet.

Alle oben genannten großen, landesweit tätigen Organisationen verfügen über lokale Niederlassungen in jedem Bundesstaat Australiens. Neben ihnen verfügt jeder Bundesstaat über eine eigene Hilfsinfrastruktur für Blinde, zu der beispielsweise das Braille House im Bundesstaat Queensland gehört.

Einen Beruf Wählen

Was soll ich werden und welcher Beruf ist für mich geeignet – das ist eines der Hauptprobleme für Blinde und Sehbehinderte. Neue technologische Hilfsmittel haben die Liste der Berufe, die für Menschen ohne Sehvermögen zugänglich sind, zwar erweitert, doch paradoxerweise wird sie gleichzeitig durch ebendiese technologischen Möglichkeiten begrenzt.

Um beispielsweise Rechtsanwalt zu werden – und nicht nur das, sondern ein Rechtsanwalt, der vor Gericht plädiert – sind gute Startvoraussetzungen und ungewöhnlich starker Wille erforderlich. Und so verhält es sich mit allem, was die erfolgreiche Arbeit und Karriere für diejenigen betrifft, für die unsere Welt von einem schwarzen Schleier verhüllt ist.

Die traditionelle Liste von Berufen (laut Angaben des Unternehmens Nexus Human Services), die von Menschen, die blind oder sehbehindert sind, mit konstantem Erfolg ausgeübt werden, sieht wie folgt aus:

  • Transcriptionist (Schriftdokumentierer)
  • Kundendienstmitarbeiter
  • Massagetherapeut 
  • Musiker
  • Schriftsteller
  • Finanzberater
  • Forscher
  • Softwareentwickler
  • Berater (Mental Health Consultant)
  • Fremdsprachenübersetzer oder Dolmetscher

Dies ist natürlich eine sehr kurze, ja winzige Liste von Berufen, die Blinde erlernen möchten. Um diese Liste zu erweitern, sind enorme Anstrengungen nötig – nicht nur technologische, sondern auch die ganz gewöhnlichen Bemühungen, die jedem von uns eigen sind, der sein Ziel erreichen möchte.

Geschichten und Persönlichkeiten

Das Beispiel eines persönlichen Erfolgs inspiriert und stärkt. Unter den Australiern, die Herausragendes geleistet haben, sind folgende Persönlichkeiten zu nennen:

Er war der erste blinde Mensch, der Professor und Dekan der juristischen Fakultät der Universität Sydney wurde. Sein Fachgebiet ist das Arbeitsrecht. Professor Ron McCallum leitet den Ausschuss der Vereinten Nationen für die Rechte von Menschen mit Behinderungen. 

Paul Harpur ist Gewinner von sechs paralympischen Goldmedaillen (Goalball und Leichtathletik), Jurist und Professor an der University of Queensland. Er spezialisiert sich auf Antidiskriminierungsrecht, Menschenrechte und Arbeitsschutz. Harpur engagiert sich aktiv für Inklusion in der Hochschulbildung und wurde mit einem Fulbright Future Scholarship ausgezeichnet.

  • Arnold Cook war Dozent für Wirtschaftswissenschaften an der Universität.

Er erblindete als Teenager, doch das hinderte ihn nicht daran, eine Ausbildung zu absolvieren und später an der University of Western Australia zu lehren. Arnold Cook ist auch dafür bekannt, dass er 1950 den ersten Blindenführhund nach Australien brachte und eine Schlüsselrolle bei der Gründung des ersten Führhundausbildungszentrums des Landes spielte.

Zoltan Torey erblindete durch einen Arbeitsunfall, doch das hinderte ihn nicht daran, ein bekannter Psychologe und Philosoph in Australien zu werden. Er schrieb mehrere Bücher zur Philosophie des Geistes und musste enorme Hürden überwinden, um seine akademische Laufbahn fortzusetzen.

Zwischen der Möglichkeit, einfach nur zu arbeiten und Geld zu verdienen, und der, einer geliebten Tätigkeit nachzugehen, liegt ein riesiger Raum, in dem Blinde oft weder das eine noch das andere haben. Doch durch die Geschichten von Menschen wie Ron McCallum, Paul Harpur, Arnold Cook, Zoltan Torey und unzähligen Freiwilligen wird dieser Raum allmählich kleiner. Und eines Tages wird er ganz klein sein.

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