Die Erschließung des Universums oder Der Kosmos per Berührung

LeRenard
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Der Himmel und besonders die Sterne haben die Menschen stets interessiert. Die Neugier verstärkte sich, nachdem Galileo Galilei im Jahr 1609 beschlossen hatte, den Himmel durch ein Fernrohr zu betrachten, das man zuvor nur für Beobachtungen auf See genutzt hatte. 

Durch Galileo’s Augen

Selbstverständlich gab es die Astronomie und den Beruf des Astronomen schon lange, bevor Galileo sich entschied, die Sterne zu betrachten. Doch erst nach ihm hörten die Sterne am Himmel auf, ein Rätsel zu sein, ebenso wie der gesamte Raum, in dem sie sich befanden. Seit jener Zeit wurde das Interesse am Geschehen im Weltraum auf eine solide professionelle und technologische Grundlage gestellt, und heute überraschen uns weder die Fotos des Hubble-Weltraumteleskops noch die Aufnahmen der Rückseite des Mondes oder der Ringe des Saturn. 

Sterne, Supernovae, Schwarze Löcher, andere Galaxien und die Art und Weise, wie Sterne und Planeten ihren Zustand verändern — all das wurde im 21. Jahrhundert zugänglicher als je zuvor. Und obwohl der Beruf des Astronomen fast seinen gesamten romantischen Nimbus verloren hat, so birgt er doch Überraschungen, die um einiges erstaunlicher sind als im fernen 17. Jahrhundert. Galileo Galilei und sein Blick zum Himmel haben die Einstellung der Menschen zum Universum und zum Weltraum für immer verändert. 

Nicht Nur Mit Den Augen

Wir sind es gewohnt, das Geschehen im Universum visuell zu beobachten und die Sterne mit den Augen zu verfolgen. So war es sehr lange Zeit, und diejenigen, deren Sehvermögen zerstört war oder die so schlecht sahen, dass selbst Lesen manchmal unmöglich war, waren davon ausgeschlossen, den Himmel mit eigenen Augen zu sehen, das Geschehen im Weltraum zu verstehen und schon gar nicht Astronom zu werden.

Doch was, wenn man das Universum, Galaxien, Sternexplosionen, Planeten und ihre Monde nicht nur mit den Augen beobachten könnte? Was, wenn unsere Augen nicht das einzige Werkzeug wären, das es uns erlaubt zu sehen und zu verstehen, was im Kosmos vor sich geht?

Technologien, die die Erfindung des Radioteleskops ermöglichten, die ersten Satelliten, die Funksignale an das Missionskontrollzentrum  in Houston (eine Abteilung des NASA Johnson Space Center) sendeten. Genau in dieses Missionskontrollzentrum kam die legendäre und heute zum Meme gewordene Meldung vom Raumschiff Apollo 13: „Houston, we’ve had a problem.“ Und schließlich das Weltraumteleskop Hubble, das 1990 gestartet wurde und uns ermöglicht, Sterne, Galaxien und den Kosmos mit anderen Augen zu sehen.

National Aeronautics and Space Administration (NASA) beweist überzeugend und leidenschaftslos, dass man den Weltraum erforschen und das Geschehen im Universum verstehen kann — nicht nur mit den Augen, sondern mit Hilfe anderer Sinne. Durch Klang und Tastsinn, durch taktile Modelle und audiovisuelle Synthesizer wird der Kosmos zugänglicher, und man kann heute sagen, dass er für jeden offen steht, der bereit ist, ihn zu erforschen.

Der Weltraum In Büchern

In den Büchern Touch the Universe (2002) und Touch the Sun (2025), die in Brailleschrift veröffentlicht wurden, werden zahlreiche Bilder, die das Hubble-Weltraumteleskop zur Erde sandte, sowie Aufnahmen solarer Aktivität in 3D-Karten verwandelt, die auf speziellem Papier gedruckt sind. Nun können sowohl diejenigen, die von Geburt an nicht sehen, als auch diejenigen, die erst kürzlich ihr Augenlicht verloren haben, das Licht berühren, die Form von Sonnenflecken oder die Spirale von Galaxien ertasten. Die Wissenschaft hört auf, abstrakt zu sein — sie wird greifbar.

Die von der NASA entwickelten taktilen Modelle der Mondoberfläche (Mondkrater) und des Mars ermöglichen es, diese beiden Himmelskörper zu ertasten, die die Aufmerksamkeit der Erdbewohner seit nicht nur einem, sondern mehreren Jahrtausenden auf sich ziehen. An den Modellen, die von der NASA erstellt wurden, kann man das Relief des Erdtrabanten und des immer noch rätselhaften Roten Planeten erforschen. Die Modelle enthalten außerdem thermische Markierungen, wodurch das Bild vollständiger und anschaulicher wird. Man kann Aufnahmen von Sternen betrachten, die von einem weiteren Weltraumteleskop — dem James Webb (gestartet am 25. Dezember 2021) — gemacht wurden, und sogar mit ihnen „sprechen“, um Details über ihre heißen und kalten Komponenten zu erfahren.

Dank dieser Projekte der NASA erhält die moderne Astronomie eine Stimme und wird für diejenigen sichtbar, die nicht sehen können.

Touch the Universe

Touch the Universe — ist ein einzigartiges Astronomiebuch, in dem Menschen mit Sehbehinderung die Möglichkeit erhalten, das Wunder unseres Universums zu erfassen. Das Buch, das Brailleschrift mit atemberaubenden Fotos des Hubble-Weltraumteleskops und reliefartigen Abbildungen der verschiedensten astronomischen Objekte kombiniert, stellt sowohl Sterne und andere Galaxien als auch explodierende Sterne und andere Himmelskörper vor. 

Die Autorin des Buches, Noreen Grice sagt: “Eine sehbehinderte Person kann nach wie vor eine Blume, einen Baum oder ein Tier berühren und riechen, aber sie konnte sich nur vorstellen, wie ein astronomisches Objekt beschaffen ist … bis jetzt”.

Touch the Sun

Touch the Sun — ist ein Buch, gefüllt mit Reliefabbildungen und einem kombinierten Text, der sowohl in herkömmlicher Schrift als auch in Brailleschrift gedruckt ist. Das Buch berichtet von der Erforschung der Natur des Zentrums unseres Sonnensystems — der Sonne. Zu den Hauptthemen des Buches gehören die inneren Schichten der Sonne, Sonnenflecken und ihre Beschaffenheit, Sonnenstürme und deren Auswirkungen auf unseren Planeten Erde. 

Der Beitrag der NASA zur Weltraumforschung

Die National Aeronautics and Space Administration (NASA) hat auf überzeugende und leidenschaftslose Weise gezeigt, dass die Erforschung des Kosmos und das Verständnis der Vorgänge im Universum nicht allein vom Sehvermögen abhängen. Durch texturierte Modelle und vertonte Daten ist der Weltraum zugänglicher geworden. Der Weltraum steht wirklich allen offen, die den Willen haben, ihn zu erforschen.

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